Nürnberg, 23.09.2025 – Ausflug zum Medizinistorischen Museum Ingolstadt –

Wie immer zu Anfang des neuen Schuljahrs war Ausflugszeit für die Abschlussklasse. Diesmal war unser Ziel das Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt . Es erzählt viel über die Geschichte der Medizin der letzten Jahrhunderte und bietet derzeit Führungen zu drei spannenden Themen an, die wir gruppenweise gebucht hatten: Die barocke Alte Anatomie, Victor Frankenstein und die Anatomie, sowie Ansichtssache – menschliche Präparate im Museum.
Wer weiß schon, dass in Ingolstadt die ersten bayerischen Medizinstudenten ab 1472 studierten, bevor die Universität dann 1800 nach Landshut und noch später als LMU nach München umzog. Der bekannteste Student der Universität ist vermutlich Victor Frankenstein. Allerdings wurde in Ingolstadt nie ein Monster erschaffen und Frankenstein ist nur eine Romanfigur von Mary Shelley. Viel mehr Spaß gemacht hat uns dagegen die gemeinsame Vorstellung, dass die Mutter eines echten Medizinstudenten Victor mit ihrer blühenden Fantasie die Geschichte vom Monster erfunden hat.
Ein Arzt im 18. Jahrhundert hatte ganz andere Bedingungen als heute und mit der Konkurrenz von Hebammen, Badern, Wundärzten und Apothekern zu kämpfen. Allerdings gab es auch damals schon Ferndiagnosen und Versandhandel: Man konnte sich per Brief an den Arzt wenden und sich Rezepte oder Medikamente schicken lassen. Bei anderen historischen Ausstellungsstücken wurden Erinnerungen an die Corona-Zeit wach. Schon während der Pest im 15. Jahrhundert versuchten Ärzte sich vor dem „Pesthauch“ mit einer Schnabelmaske zu schützen, in die duftende Essenzen gesteckt wurden. Ende des 19. Jahrhunderts, in der Zeit der Tuberkulose, wurden Hustende dazu verpflichtete, in den „blauen Heinrich“, ein leicht zu reinigendes Taschenfläschchen zu spucken.
Sehr beeindruckt waren wir von der eisernen Lunge eines Kindes und hörten, wie damit Polio-Kranke maschinell beatmet wurden. Paul Alexander, der Mensch, der am längsten mit diesem Gerät überlebt hat, starb erst 2024 nach 66 Jahren mit der eisernen Lunge! Er hätte längst andere Beatmungsgeräte nutzen können, aber er hatte sich seit seiner Kindheit so an sein Gerät gewöhnt.
Unter dem Thema „Ansichtssache“ konnte man sich angesichts von faszinierenden Ausstellungsstücken mit der spannenden Frage auseinandersetzen, wie ein Museum angemessen mit menschlichen Präparaten umgeht: „In welche Zusammenhänge kann man sie stellen? Welche Funktionen können sie erfüllen? Auf welche Weise kann man sie angemessen zeigen? Oder sollte man lieber ganz darauf verzichten?“(1) Fragen, die uns sicher auch nach dem Museumsbesuch noch beschäftigen.
Egal, welche Führung man macht: Wir können jedem nur empfehlen, dieses spannende Museum zu besuchen. Es lohnt sich wirklich.
[Text: A. Wagner, J. Wittmann. Bilder: PTA-Schule Nürnberg)
(1) Zitat: https://www.dmm-ingolstadt.de/ausstellungen/ansichtssache.html, abgerufen am 27.09.2025.
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